Ich steh im Regen

Ich steh im Regen und fühl mich so verlorn
Ich frage mich, wo ist hinten und wo ist vorn
Ich steh im Regen, die Stadt (liegt) grau in grau
Und ich mitten drin, ohne Schirm und ohne Sinn

Keiner, der mir aus dem Anzug hilft / keiner, der mal mit mir Schlitten fährt
Keiner, der mir meinen Traum erklärt
Keiner, der mir meine Füße wärmt / keiner, der mich nach der Uhrzeit fragt
Der im Schlaf meinen Namen sagt

Ich steh im Regen und fühl mich so verlorn
Dies Zittern in der Stimme und das Rauschen in meinen Ohrn
Ich steh im Regen, mein Kopf ausgebrannt und leer
Der Magen flau und die Füße wie Blei so schwer

Vater ist seit meiner Zeugung tot / er konnte mich vor nichts bewahrn
Bei Mutter hab ich Hausverbot seit Jahrn
Die Herzen meiner Brüder sind umstellt / von Frauen, die ihr Leben der Familie weihn
Zu meinen Freunden fällt mir nicht viel ein

Ich steh im Regen und fühl mich so verlorn
Bis auf die Knochen nass, Zähne klappernd und durchgefrorn
Ich steh im Regen, Gedanken jagen hin und her
Ich weiß nur eins: ich kann und ich mag nicht mehr

Keiner, der mir meine Lippen nässt, keiner, der mir meine Nerven stählt
Keiner, der mir Märchen nacherzählt
Keiner, der mir meinen Nacken krault, keiner, der mich zur Besinnung bringt
Keiner, der mit mir dies Liedchen singt:

Vater bitte schlag mich nicht, Mutter bitte straf mich nicht
Brüder lasst mich nicht allein, Freunde lasst uns Freunde sein
Brüder bitte schlagt mich nicht, Vater bitte straf mich nicht
Mutter lass mich nicht allein, Freunde könnt ihr mir nochmal verzeihn

Ich steh im Regen und fühl mich so verlorn
Ich frage mich, warum bin ich eigentlich geborn

Text: Peter Primmich